Navigation auf uzh.ch

Suche

Vereinigung Akademischer Mittelbau der Universität Zürich

Stellungnahme zum EU Entscheid vom 26.2.2014

Die Europäische Union (EU) hat am 26. Februar entschieden, die Schweiz für das akademische Jahr 2014/15 von dem Mobilitäts- und Austauschprogramm Erasmus+ und dem EU-Forschungsprogramm Horizon 2020 auszuschliessen.
Anlass war die Schweizer Volksabstimmung zur Masseinwanderungsinitiative, die von der Schweizer Volkspartei (SVP) initiiert wurde. Die Schweiz, im Herzen Europas gelegen, ist nun an den Rand gerückt, sie ist zu einem „Drittland“ geworden. Die Konsequenzen des Ausschlusses sind weitreichend, sie gefährden den Wissenschaftsstandort Schweiz und die Qualität der Lehre Schweizer Studierender. Den Mittelbau der Universität Zürich, wie den Mittelbau aller Schweizer Hochschulen, trifft es aber besonders hart, denn wie kaum andere WissenschafterInnen sind Assistierende, Doktorierende, Oberassistierende und Postdoktorierende darauf angewiesen, sich innerhalb ihrer begrenzten Anstellungszeit beruflich zu profilieren. Qualifikationsstellen erfordern in hohem Masse Mobilität und Internationalität, um die zukünftigen beruflichen Weichen zu stellen. Wissenschaftliche Vernetzung und internationale Publikationstätigkeit sind Garanten für die Sichtbarkeit eines jeden Forschenden in seiner Disziplin. Forschungsprojekte, wie sie durch das Europäische Förderungsprogramm Horizon 2020 ermöglicht werden, bieten für viele Mitarbeitenden die einmalige Möglichkeit, sich international zu etablieren, sie sind Qualifikationsausweis, Referenz und Empfehlungsschreiben in einem. Nicht selten entstehen aus gemeinsamen Forschungsprojekten Folgeanstellungen oder neue Folgeprojekte. Der wissenschaftliche und finanzielle Gewinn aus derartigen Projekten dürfte für jedes beteiligte Land beträchtlich sein. Der bestehende Schaden für Schweizer Studierende durch die Nichtbeteiligung der Schweiz am Programm Erasmus+ ist bereits vielerorts kommentiert worden. Für die Studierenden ist die Unsicherheit, ob ein geplanter Erasmusaufenthalt letztendlich realisiert werden kann, ein unzumutbarer Zustand. Erasmus+ ist aber auch ein Mobilitätsprogramm für Dozierende, die zum grössten Teil Mittelbauangehörige sind. Das Programm bot bisher engagierten KollegInnen die einmalige Gelegenheit, an einer ausländischen Partneruniversität zu unterrichten, andere Lehrmethoden kennenzulernen und sich mit KollegInnen des Faches auszutauschen. Erasmus+ ist ein wichtiges Angebot, unkompliziert internationale Lehrerfahrung zu sammeln. Wer wenig Lehrerfahrung vorzuweisen hat, verringert seine Chancen auf dem Berufsmarkt. Von aller praktischen Bedeutung der Nichtbeteiligung der Schweiz an Horizon 2020 und dem Programm Erasmus+ abgesehen, muss aber auch über den ideellen Schaden geredet werden. Mobilitätsbeschränkungen in Forschung und Lehre sind nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine bildungspolitische Katastrophe. Auslandserfahrung und interkulturelle Kompetenz sind ein Gut, das nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Die Einschränkung dieser Erfahrung steht einer weltoffenen, neugierigen Wissensgesellschaft, wie sie allerorts gefordert wird, diametral entgegen. Bevorstehende Auslandsaufenthalte müssen nun dazu genutzt werden, politische Entscheide zu erklären, im schlechtesten Fall, einen Spiessrutenlauf mitzumachen. Wer übernimmt hierfür die Verantwortung? Der Mittelbau der UZH begrüsst ausdrücklich die Versicherung des Bundes und der UZH, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den Schaden gering zu halten. Wir kennen die Verantwortlichen, die in unverantwortlicher Weise mit der Angst von Menschen gespielt haben und nach erwünschtem Erfolg sich klammheimlich aus der Verantwortung stehlen. Als Lehrende der UZH nehmen wir die Herausforderung an. Wir lassen unsere Studierenden nicht im Stich: Die Welt, Europa und die Schweiz sind in unseren Seminaren zuhause, stets zusammen, aber nie getrennt. Der Mittelbau der Universität Zürich ist und versteht sich als eine internationale Gemeinschaft, für die die Freiheit in Lehre und Forschung das höchste Gut ist. Wir wünschen uns eine Europäische Forschungslandschaft, in der alle Studierenden Europas in einem gemeinsamen Programm studieren können und alle Forschenden und Dozierenden die Möglichkeit erhalten, in gemeinsamen Projekten zu arbeiten und gemeinsam ihren Unterricht gestalten zu können. Die Schweiz liegt im Herzen Europas und genau dort gehört sie wieder hin.
Zürich, den 01.03.2014

Weiterführende Informationen